Moers: Notbetreuung und vieles mehr! Aus der Perspektive einer Fachberatung!

Gastbeitrag Sonja Bäck
Mein Name ist Sonja Bäck und bin im Jugendamt Moers als Fachberaterin der kommunalen Kitas verantwortlich für die Koordination der Versorgungslage für Eltern, die in kritischer Infrastruktur arbeiten. Meine Kolleg*innen und ich sorgen im Jugendamt für alle Menschen in Moers, die in Coronazeiten eine Betreuung für ihr Kind brauchen, damit sie ihre Berufe ausüben können, die für uns alle so wichtig sind.

Notbetreuung
Dazu gehören Ärzte, Krankenschwestern- und Pfleger, Altenpfleger*innen, Intensivkrankenschwestern- und Pfleger, Menschen, die in der Lebensmittelbranche tätig sind, alleinerziehende Polizistinnen und andere Berufe, die systemrelevant sind. Die Kinder werden in den Moerser Kindergärten, aber auch bei Kindertagespflegepersonen (früher Tagesmütter) betreut. In den ersten zwei Wochen nach der Schließung der Kitas und Schulen stand das Telefon bei mir in der Fachberatung nicht mehr still. Der Schwerpunkt lag bei der zeitnahen Versorgung der Kinder. Zusätzlich versendet das Ministerium nahezu täglich Fachinformationen, die sofort beachtet und umgesetzt werden müssen. Dazu gibt es häufig trägerübergreifende Verständnisfragen. Die Logistik dieser neuen Situation muss schnell und effizient laufen, damit die neuen Herausforderungen zeitnah bewältigt werden können.

Fragen ohne Ende
Hier mal eine kleine Auswahl der vielen, vielen Fragen, die sofort geklärt werden müssen:
– Welche Eltern sind Angehörige von Berufsgruppen, deren Tätigkeit der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit, und Ordnung sowie der medizinischen und pflegerischen Versorgung der Bevölkerung dienen? Tragen ihre Berufe zur Aufrechterhaltung zentraler Funktionen des öffentlichen Lebens bei und sind sie dabei unabkömmlich? Wer hat einen Betreuungsanspruch und wer nicht?
– Wie kann die Betreuung am Wochenende und in den Ferien sichergestellt werden? Gibt es genügend päd. Personal, das sich bereit erklärt am Wochenende zu betreuen?
– Welche Qualitätskriterien wird es für die Betreuung der Kinder geben? Wer betreut die eigenen Kinder des pädagogischen Personals, wenn sie in der Kita betreuen? Wie stellt man die Gruppen der zu betreuenden Kinder so zusammen, dass keine neuen Infektionsketten aufgebaut werden?
– Welche Nachweise müssen die Eltern für die Betreuung erbringen? Was ist mit den Kindern, die eine Betreuung brauchen, aber bisher weder in der Kita, noch bei einer Tagesmutter waren? Was ist mit den Geschwisterkindern?
– Welche Kolleg*innen kann man in der Kinderbetreuung einsetzen und welche nicht? Was ist mit den älteren Kolleg*innen über 59 und solchen, die Vorerkrankungen haben, die sie in der jetzigen Situation gefährden würden, wenn sie Kinder betreuten?

Homeoffice und im Kontakt bleiben mit Kindern und Eltern
Kitas und Gruppen, in denen keine Betreuung angefragt wurde, haben geschlossen. Alle Kolleg*innen, die nicht in der Kinderbetreuung tätig sind, arbeiten im homeoffice an Aufgaben, die im Alltag oft zu kurz kommen: Bildungsdokumentation, BaSik-Bögen für alltagsintegrierte Sprachförderung, Entwicklungsvorhaben für das Qualitätsmanagement, Konzeptionserarbeitungen und andere theoretische Inhalte. Aber: es werden auch Mundschutzmasken genäht, und, was ganz besonders wichtig ist: es wird auf sehr kreative Weise Kontakt zu Eltern und Kindern gehalten. Einige Beispiele dazu aus den städt. Kitas hat Herr Schrader hier in diesem Blog gezeigt. Die Beiträge finden Sie hier: Wir müssen die Kinderperspektive einnehmen (5.4.) und: Schicke uns ein Bild für den Gartenzaun (7.4.). Ein weiterer Beitrag folgt Anfabg der kommenden Woche.

Gute Zusammenarbeit im Jugendamt
Die Zusammenarbeit im Moerser Jugendamt läuft aus meiner persönlichen Sicht hervorragend! Alle Kolleg*innen helfen mit: schnell, pragmatisch und fachlich zuverlässig. Die Vorgesetzten unterstützen die Mitarbeitenden in vielfältiger Weise. Das ist einfach nur großartig! Unsere Jugendamtsleiterin hat z.B. in der größten Stressphase für alle Kitas Mundschutzmasken und Desinfektionsmittel besorgt – das gibt den Kolleg*innen in der Praxis die Sicherheit, die sie brauchen, wenn sie mit den kleinen Kindern arbeiten, die natürlich nicht die 2 Meter Distanz einhalten. 
Wir alle hier müssen eine Situation händeln, die es so noch nicht gegeben hat und bei der man nicht auf Erfahrungen aus der Vergangenheit zurückgreifen kann. Vor jeder Entscheidung fragen wir uns: Was bedeutet das, wenn wir das jetzt so umsetzen? Ist das eine tragfähige Lösung? Kann man das so umsetzen? Was bedeutet das für die Eltern und Kindern? Ist die juristische Vorgabe erfüllt? Haben wir wirklich alles bedacht?
 Bis jetzt läuft alles gut, toi, toi, toi!

Nach dem 20.4.
Wie es ab dem 20.04. weitergehen wird, kann ich noch nicht sagen – wir überlegen gerade, wie ein Ausstiegsszenario in kleinen Schritten gelingen könnte, aber dazu ist noch nichts spruchreif – dazu kann ich aber gern berichten, wenn es soweit ist. – Maßgeblich hierbei werden die landespolitischen Entscheidungen sein

Ich grüße Sie alle sehr herzlich und ich wünsche Ihnen, dass Sie gesund belieben und die bevorstehenden Ostertage genießen können!

Ihre
Sonja Bäck
(Fachberatung Stadt Moers: sonja.baeck@moers.de)