Digital gut unterwegs! Kita am Wald (Castrop-Rauxel)
Die Kita am Wald ist eine dreigruppige Elterninitiative mit 55 Kindern im Alter von einem Jahr bis zur Einschulung in Castrop-Rauxel (nördliches Ruhrgebiet). Einer der fachlichen Schwerpunkte der Kita ist die tiergestützte Pädagogik. Eines der Teammitglieder gibt uns in diesem Beitrag Einblick, wie sich das Team in den letzten Wochen schrittweise und erfolgreich digitale Tools angeeignet hat und diese nun in der zur Kontaktaufnahme, Kommunikation und Unterstützung der Kinder zuhause sowie der Kommunikation mit den Eltern und auch im Team einsetzt. Drei Erfolgsfaktoren: 1. Wer digitale Kompetenz hat darf vorangehen! 2. Leitung und Vorstand haben Vertrauen, geben Gestaltungsspielräume und folgen. 3. Das Team ist offen für Innovation und lässt sich ein. - So funktionieren lernende Organisationen!
So fing es an!
Die Idee einen Blog für die Kinder zu gestalten entstand mit der scherzhaften Frage eines Elternteils, ob unser Koch Michael für die kommenden Wochen Speisepläne per Mail schicken könne, damit die Eltern wüssten, was sie jeden Tag kochen sollten. Zunächst lachten wir über die Frage, dennoch blieb auch die Erkenntnis, dass für die Eltern einige anspruchsvolle Wochen folgen würden. Selten sind Eltern in der Situation 24 Stunden am Tag mit ihren zwei- bis sechsjährigen Kindern zusammen zu sein und in der derzeitigen Lage sogar über mehrere Wochen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Kinder ohne die Kita nicht ausgelastet, durch den Wegbruch von geplanten Bildungsangeboten unterfordert, durch den mangelnden Kontakt zu den Bezugspersonen auf sozialer Ebene frustriert und durch das Fehlen der gewohnten Alltagsstrukturen unzufrieden sind.
Unser passwortgeschützter eigener Blog
Wir Erzieher und Erzieherinnen überlegten also in einer außerordentlichen Teamsitzung, wie wir es schaffen könnten, den Kontakt zu den Familien zu halten, die Kinder in der Krise aufzufangen und die Eltern zu unterstützen. Eine engagierte Kollegin schlug vor einen Blog oder YouTube Channel für die Kinder zu gestalten. Nicht alle Teammitglieder waren zu diesem Zeitpunkt überzeugt, dass das der richtige Weg sei oder sahen sich bereits im Vorfeld mit den damit einhergehenden Aufgaben überfordert. Aber: Die Kollegin Eva nahm das in die Hand und richtete bis zum Abend einen Blog für unsere Kita bei Tumblr. Sie erklärte uns (zu diesem Zeitpunkt noch via Whatsapp) über die Möglichkeiten, die wir mit dem passwortgeschützten Blog hätten. Sowohl die Mitglieder des Vorstandes, als auch die Einrichtungsleitung ließen uns völlig freie Hand bei der Gestaltung des Blogs und sicherten uns Unterstützung durch technische Ausrüstung zu, derer es nur im kleinen Rahmen bedurfte. Anfangs zeigten sich die Erzieher und Erzieherinnen noch etwas unsicher in den Videos, verbargen nur die Gesichter oder lasen nur vor. Doch mit der Zeit wuchs ihr Selbstbewusstsein und auch die Sicherheit mit dem technischen Equipment und die Videos wurden immer vielfältiger und zeigten immer mehr die unterschiedlichen Kompetenzen und Interessen der Erzieherinnen.
Digitale Gruppenkommunikation
Es gab Videos, in denen gebacken, gebastelt, gelesen, gesungen und getanzt wurde. Gleichzeitig entstand bei Whatsapp eine „Testgruppe“, bestehend aus der Einrichtungsleitung, einer Teamkollegin und zwei Vorstandsmitgliedern, für verschiedene Arten der Gruppenkommunikation. Ziel der Gruppe war es sich zwischen Zoom, Microsoft Teams und Skype zu entscheiden, um diese Plattform für Team- und Vorstandsmeetings zu nutzen, ohne persönlich in Kontakt treten zu müssen und möglichst viele Gesprächsteilnehmer gleichzeitig zu erreichen. Unsere Wahl fiel auf Zoom und ein erstes Meeting im Kollegium bestätigte, dass es trotz anfänglicher Schwierigkeiten, die richtige Wahl für unsere Belange war.
Tägliche Leserunden
Ebenfalls zeitgleich eröffnete eine andere Kollegin, die für gewöhnlich die Leserunden in der Kita abhält, eine Vorlesegruppe bei WhatsApp. In den Wochen vor der Schließung hatte sie den Kindern aus „Der kleine Vampir“ vorgelesen. Die Kinder hatten damit angefangen, die zentralen Figuren der Kinderbuchreihe in ihre Rollenspiele einzubauen, die Protagonisten zu malen und zuhause davon zu erzählen und nun konnten diese Leserunden von einem Tag auf den anderen nicht mehr stattfinden. Mit 30- bis 40minütigen Lesungen aus dem Buch mit Hilfe von WhatsApp konnten die Kinder den Bezug zum Buch und zum Lesen behalten. Bis zum jetzigen Zeitpunkt hat die Kollegin knapp 1100 Seiten in dieser WhatsApp-Gruppe vorgelesen, die die meisten Eltern als Einschlafhilfe für die Kinder am Abend nutzen.
Links und weitere Informationen
Hier finden Sie die Kita am Wald in Castrop-Rauxel im Netz und hier die Vorstellung der tiergestützten Pädagogik. Der Kontakt von pragma gmbh ist 2015 über die Qualitätsentwicklung entstanden.