I. Wie ist das QM-Handbuch aufgebaut und wie wird es erarbeitet?
I.1 Pädagogische Kernprozesse und Indikatoren (Teilprozesse)
Die Grundvariante, die die aktuellen gesetzlichen Anforderungen erfüllt, besteht aus 5 pädagogischen Kernprozessen (siehe Schaubild) mit ca. 30 Teilprozessen, die wir Indikatoren nennen. Hier finden Sie die Übersicht der 5 pädagogischen Kernprozesse mit den dazugehörigen Indikatoren (Teilprozessen – Anlage 2). Die Grundvariante kann um Führungs- und Zusatzprozesse erweitert werden: Das ist die Aufbauvariante des pragma-indikatoren-modells® (pim®). Hier finden Sie eine Übersicht über die Führungs- und Zusatzprozesse (Anlage 3) und der diesen zugeordneten Indikatoren (Teilprozesse).
I.2 Qualitätskriterien und Wertstufen
Jedem Indikator (Teilprozess) sind Qualitätskriterien auf 5 Wertstufen (siehe Schaubild) zugeordnet. Die Qualitätskriterien benennen fachliche Anforderungen an die Umsetzung des Indikators (Teilprozesses). Diese werden von Wertstufe zu Wertstufe vielfältiger und anspruchsvoller. Hier finden Sie je ein Beispiel aus den pädagogischen Kernprozessen sowie den Führungs- und Zusatzprozessen (Anlage 4):
KP 2 Indikator 2.1: Wir ermöglichen eine zeitlich gestaffelte und indivi-duell angepasste Eingewöhnung jedes Kindes.
FuZP 3 Indikator 2.1: Wir führen regelmäßig Teamsitzungen durch.
Die Wertstufe 2: Indikator wird erfüllt wird immer so angelegt, dass die aktuellen fachlichen Mindestanforderungen erfüllt werden. Durch die Wertstufen können Unterschiede zwischen Einrichtungen und Gruppen sowie Entwicklungen im Zeitverlauf abgebildet werden.
I.3 Erarbeitung des Handbuchs
Die Erarbeitung des QM-Handbuchs erfolgt in einer Projektgruppe, die sich aus den Leitungen beteiligten Einrichtungen, Trägervertreter*innen sowie weiteren Fachkräften aus den Kitas zusammensetzt. Diese Projektgruppe – sie sollte mindestens 16, aber nicht mehr als 24 Personen umfassen – trifft sich in der Regel im Monatsrhythmus 7 bis 9mal, um die ca. 30 Indikatoren (Teilprozesse) zu erarbeiten. Dabei werden – vor allem mit Blick auf die Qualitätskriterien – die Besonderheiten und das Profil der beteiligten Kitas und des Trägers in die Indikatoren mit aufgenommen. Die letztendliche Verschriftlichung übernimmt die pragma gmbh. Diese beteiligungsorientierte Form der Erarbeitung der pädagogischen Kernprozesse erhöht die Akzeptanz und Identifikation mit dem Qualitätsmanagement.
Wenn die pädagogischen Kernprozesse erarbeitet sind und damit die Grundvariante des pragma-indikatoren-modells® vor-liegt, werden alle Fachkräfte der beteiligten Kitas in einer eintägigen Fachtagung in das QM-Konzept eingeführt. Zeitnah erfolgt dann mit der 1. Qualitätseinschätzung (Bewertung), die jede Fachkraft vornimmt, der Einstieg in die „kontinuierliche Qualitätsentwicklung“ (§ 74 SGB VIII – siehe nächster Punkt).
II. Wie gestalten wir die Qualitätsentwicklung?
Wenn die Grundvariante erarbeitet, im QM-Handbuch zusammengefasst ist und die Fachkräfte in das Qualitätsmanagement eingeführt worden sind, erfolgt der Einstieg in den Qualitätsentwicklungskreislauf (siehe Schaubild). Dieser besteht aus mehreren Schritten, die in der Regel im Jahresverlauf umgesetzt werden.
II.1 Durchführung der Qualitätseinschätzung (Bewertung)
Einmal im Jahr nimmt jede Fachkraft in einem mit dem Träger abgestimmten Zeitraum von zwei Wochen anhand der Qualitätskriterien, die in den Teilprozessen den Wertstufen zugeordnet sind, eine Bewertung (Qualitätseinschätzung) der aktuellen fachlich-pädagogischen Arbeit ihrer Kita bzw. Gruppe vor. Diese Bewertung erfolgt mit Hilfe einer webbasierten Datenbank, die alle Bewertungen einer Einrichtung zum aktuellen IST-Stand: Stärken-Schwächen-Profil zusammenfasst. Hier finden Sie ein Beispiel für die Trägerübersicht zum IST-Stand: Stärken-Schwächen-Profil seiner Einrichtungen (Anlage 5).
II.2 Reflexion des IST-Standes und der weiteren Qualitätsentwicklung im Team und im Qualitätszirkel
Zeitnah zur Bewertung wird diese im Team der Einrichtung besprochen. Hier ist die Leitung in der Verantwortung. Es geht darum, sich zunächst über den IST-Stand zu verständigen, unterschiedliche Einschätzungen zu besprechen und gemeinsame Sichtweisen zu entwickeln, um sich dann darüber zu verständigen, woran in den nächsten Monaten fachlich-konzeptionell gearbeitet werden soll bzw. welche Schwerpunkte in der Qualitätsentwicklung gesetzt werden. Oder anders ausgedrückt: Welche Entwicklungsvorhaben auf den Weg gebracht und wie diese umgesetzt werden sollen. Das ist Kern: Kita-Qualität im Team gestalten! Hier finden Sie ein Interview mit der Leiterin einer Kita dazu, wie diese die Qualitätsentwicklung mit dem Team gestaltet.
Parallel dazu treffen sich die Leitungen mit dem Träger im Qualitätszirkel, der mindestens viermal im Jahr stattfinden sollte, um sich über die Qualitätsentwicklung in den Einrichtungen auszutauschen, sich ggf. auf kita-übergreifende Entwicklungsvorhaben zu verständigen, wechselseitige Lernprozesse der Einrichtungen auf den Weg zu bringen usw. Der Träger ist hier in der Verantwortung – auch bzgl. der passgenauen Unterstützung der Leitungen und Ihrer Teams bei der Umsetzung der Entwicklungsvorhaben in den Einrichtungen. Das ist der Kern: Kooperative organisatorische und fachliche Steuerung von Träger und Leitung/en!
II.3 Umsetzung von Entwicklungsvorhaben
Es ist mit Blick auf die Umsetzung der verabredeten Entwicklungsvorhaben wichtig, klare Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten und einen Zeitplan zu verabreden; zu klären, wieviel Zeit die Gestaltung des Entwicklungsvorhaben in Anspruch nimmt, wer an der Umsetzung beteiligt ist, welche Ressourcen ggf. benötigt werden, was einrichtungsspezifisch als Teilkonzept verschriftlicht und als Anlage dem Indikator (Teilprozess) hinzugefügt wird usw. Hier finden Sie eine beispielhafte Übersicht für eine Kita über die den Indikatoren (Teilprozessen) zugeordneten Anlagen (Anlage 6). Und in den Teamsitzungen der Kitas sowie im übergreifenden Qualitätszirkel wird dann regelmäßig reflektiert, ob man auf dem richtigen Weg ist, was gut läuft, wo Schwierigkeiten entstanden sind, wo möglicherweise nachgesteuert, der Träger informiert und eingebunden werden muss, was man ggfs. von einer andern Kita übernehmen/lernen kann usw. Hier finden Sie einen Blogbeitrag zur Planung, Einordnung und Umsetzung von Entwicklungsvorhaben.
Fazit: Ein Qualitätsmanagement sollte einen praktischen Nutzen für die Fachkräfte bzgl. der Planung, Umsetzung und Weiterentwicklung der pädagogischen Arbeit haben und Leitung und Träger in der Wahrnehmung ihrer Verantwortung für die Qualität der Arbeit unterstützen. Wie beides umgesetzt werden kann, macht der Qualitätsentwicklungskreislauf deutlich: Kita-Qualität im Team gestalten + Kooperative organisatorische und fachliche Steuerung. Und: Das QM-Handbuch kann neuen Mitarbeiter*innen schon in der Einarbeitung eine solide und alltagspraktische Orientierung geben.
III. Und noch ein paar Hinweise
Anlagen im Überblick:
Anlage 1: Gesetzliche Anforderungen an die Qualitätsentwicklung in Kitas
Anlage 2: Pädagogische Kernprozesse und Indikatoren (Teilprozesse)
Anlage 3: Führungs- und Zusatzprozesse
Anlage 4: Beispielindikatoren Eingewöhnung und Teamsitzungen
Anlage 5: Trägerübersicht zum IST-Stand seiner Kitas
Anlage 6: Anlagenliste für die einzelne Kita
Führungs- und Zusatzprozesse: Wir empfehlen nach der Erarbeitung des QM-Handbuchs mit der Grundvariante zunächst zwei Jahre den Qualitätsentwicklungskreislauf (mit zwei Bewertungen) umzusetzen, um sich mit dem pragma-indikatoren-modell® vertraut zu machen. Danach kann dann entschieden werden, ob die Grundvariante durch die Führungs- und Zusatzprozesse, die gesetzlich nicht verbindlich vorgeschrieben sind, um die Aufbauvariante erweitert werden soll. Deren Erarbeitung und Einführung erfolgt analog der Grundvariante. Das QM-Handbuch der städtischen Kitas in Balingen enthält auch Führungs- und Zusatzprozesse.
Audits: Audits und Zertifizierungen sind Qualitätsüberprüfungen durch externe Expert*innen. Auch diese sind gesetzlich nicht vorgeschrieben. Sie können nach der auch auf der Grundlage des pragma-indikatoren-modells® umgesetzt werden. So machen z.B. die Kitas der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg auf der Basis unseres QM-Konzeptes die Audits nach dem BETA-Rahmenhandbuch. Dazu folgende Veröffentlichungen von Ina Struck (2010): Qualitätsentwicklung nach dem Bundesrahmenhandbuch der BETA und Michael Schrader (2010): Wo Qualität draufsteht, ist auch Qualität drin – oder? Qualitätsentwicklung und Qualitätsüberprüfung mit dem Bundesrahmenhandbuch der BETA
Digitalisierung: Das Umsetzung des pragma-indikatoren-modells® ist durchgängig digitalisiert. Die Umsetzung der Bewertungen (Qualitätseinschätzungen) sowie die Bereitstellung der Ergebnisse in der Befragungsstatistik erfolgt in einer webbasierten Datenbank ohne größeren Verwaltungsauswand. Es muss lediglich jährlich das Personal, das an der Bewertung teilnimmt, aktualisiert werden. Darüber hinaus steht das QM-Handbuch in digitaler Form zur Verfügung. Auch die den Indikatoren (Teilprozessen) zugeordneten Anlagen können digital aufgerufen werden.
Datenschutz: Die Durchführung der Bewertungen (Qualitätseinschätzungen) sowie der Zugang zur Befragungsstatistik, in der alle Bewertungen (Qualitätseinschätzungen) einrichtungs- bzw. trägerbezogen zusammengefasst und dargestellt werden, ist nur mit einem ein Passwort für die/den jeweilige/n Benutzer*in möglich. Es werden die Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) eingehalten. Diesbezüglich schließt die pragma gmbh mit jedem Träger einen entsprechenden Vertrag zur Auftragsverarbeitung.
Unser/e Angebot/e: Hier finden Sie Hinweise zum Umfang, zur Dauer und zu den Kosten (siehe Seite 2: Angebote: pragma-indikatoren-modell®) der Einführung des pragma-indikatoren-modells® und der dauerhaften Nutzung der webbasierten Datenbank sowie eine Übersicht zu unseren weiteren Angeboten (siehe Seite 2: Weitere Angebote).
Buchveröffentlichung Michael Schrader (2019): Kita-Qualität im Team gestalten – Wege und Methoden für ein maßgeschneidertes QM mit dem pragma-indikatoren-modell®
Weitere Veröffentlichungen zum Qualitätsmanagement finden Sie über über die Downloads und auf unserem Blog Know-how für Kitas.
Hier eine Auswahl:
- Hesse, Karin / Schrader, Michael (2020): Qualitätsentwicklung in der Kita – Einblicke in die Praxis. Ein Beispiel für ein an die pädagogische Praxis anschlussfähiges QM-System. In: KiTa aktuell (NRW) Heft 6/2020.
- Schrader, Michael (2018): Irgendetwas geht immer – Gestaltungsspielräume trotz schlechter Rahmenbedingungen. In: kindergarten heute – Das Leitungsheft 1_2018.
- Dahle, Gabriele / Schrader, Michael (2017): Kita-Qualität entwickeln. In KiTa aktuell (NRW) Heft 10/2017.
- Schrader, Michael (2016): Dem Anforderungsdruck begegnen. Wie Leitungen und Teams Veränderungen meistern. In: KiTa aktuell NRW 1.2016.
- Jäger, Sabine (2017): Entwicklungsvorhaben – in kleinen und großen Schritten in die Zukunft
- Schrader, Michael (2017): Konzeptions- und Qualitätsentwicklung zusammen denken
- Schrader, Michael (2016): Qualitätsmanagement mit Sinn und Verstand – 5 Merkmale eines sinnvollen Qualitätsmanagements
- Schrader, Michael (2011): Qualitätsentwicklung mit Hand und Fuß– Ein Beispiel aus der Praxis von Tageseinrichtungen für Kinder. In: Kindergartenpädagogik – Online Handbuch (Hrsg. Martin R. Textor).
- Schrader, Michael (2009): Qualitätsmanagement in Zeiten des Wandels – Last oder Hilfe? In: Kindergarten und Hort erfolgreich leiten; Ausgabe 9